Etappe 35 Sundet Gard - Trondheim - Auf nach Nidaros!

Hier halte ich es in der Hand, das Objekt der Begierde, den Olavsbrev, die amtliche Pilgerurkunde! Doch bis zu diesem Moment war es noch einmal ein hartes Stück Arbeit. Alles, was der Olavsweg sonst so zu bieten hatte, war nochmal auf gut 21 Kilometern komprimiert.

Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück, das uns John und Karon auf Sundet Gard kredenzten, machten wir, Martina und ich, uns auf den Weg zum Ziel unseres Weges, den Nidarosdom in Trondheim. Auf dem Papier war es schon zu ahnen, dass es kein Spaziergang werden würde. Und das nicht nur wegen Länge von der gut 21 Kilometern. Gleich zu Beginn, nach den ersten zwei Kilometern zum Warmwerden an der Straße entlang, erblickte ich ein Schild, dass nichts Gutes verhieß: 14% Steigung. Okay, vielleicht ist es ja nur ne kurze Steigung. Nein, drei Kilometer lang war sie und brachte uns wieder gut über den Fjord und mächtig ins Schwitzen.

Zur Belohnung zeigte sich bald der nächste Meilenstein 14 Km Til Nidaros. Martina, meine heutige Mitpilgerin schoss dieses Bild vor dem Meilenstein, das mich im Schweisse meines Angesichts zeigt.

Nach einer anschließenden langen Passage über Stock und Stein, viele Wurzeln und Stolperfallen, sowie durch hohes Gras, gab es immer wieder kleine Bereiche des Hochmoors, die mit Bohlen abgesichert waren. 

Auch ein paar Zauntreppen waren zu überwinden.

Schön war es, dass der Weg bis fast in die Stadt hinein naturnah war. Zuletzt verlief er auf Schotterwegen, die wohl von den Stadtrandsiedlern als Joggingstrecke oder Hundegassirunde genutzt werden. Eine Großveranstaltung im Orientierungslauf am Stadtrand von Trondheim, bescherte uns jede Menge Zaungäste für unseren Pilgerweg. Immer wieder riefen wir uns ein freundliches hej hej zu.

Irgendwann war dann der erste Blick frei auf die Stadt. Ein erster bewegender Moment, Trondheim und den Fjord so liegen zu sehen.

Doch bis Nidaros waren noch etliche Kilometer zu überwinden. Die Streckenführung durch die Stadt war nicht so recht nachvollziehbar. Wahrscheinlich wegen des schönen Blickes auf den Dom wird der Pilger noch auf eine Schleife durch einen Randbezirk geschickt. Na gut, das Foto habe ich dann auch noch schossen.

Nur zwei Kurven weiter sagte ich Martina Adieu, denn mein heutiges Übernachtungsdomizil lag quasi auf dem Weg. Frisch geduscht und ohne Rucksack absolvierte ich dann die letzten 2,5 Kilometer allein bis zum Dom und zum Pilgerzentrum. 

Hier bekam ich von den gut deutsch sprechenden Damen im Pilgerzentrum die letzten Stempel in meinen Pilgerausweis gedrückt und den Olavsbrief ausgehändigt. Auch eine Stecknadel durfte ich auf der großen Landkarte verewigen. Nun ist Möckern mit einer blauköpfigen Stecknadel auf der Europakarte vertreten. Aus Sachsen Anhalt waren noch nicht viele Pilger in diesem Jahr dort. Ziemlich viel Platz war da noch. 

Im Cafe des Pilgerzentrums traf ich auf Peter, der inzwischen seine Füße kuriert hatte und sich langsam auch auf die Heimreise vorbereitet. 

Nach einem kurzen gemeinsamen Gang auf die Bier- und Foodmesse, versammelte sich die ganze Pilgerschaft noch einmal im Dom zur Pilgerandacht. 

Nun sitze ich in meinem Quartier, bin total dankbar, den Weg geschafft zu haben. 

Morgen besuchen wir zusammen die Messe und werden damit einen schönen Abschluss finden für diese Pilgerzeit. Ich muss das Ganze dann jetzt auch emotional ein bisschen sacken lassen und werde neben einigen statistischen Berechnungen auch noch ein Fazit formulieren. Mal schauen, wann das dann sein wird. Für heute bin ich einfach glücklich und froh, nach diesen fast  sechs Wochen Wanderschaft vom Oslofjord bis zum Trondheimfjord, angekommen zu sein.