Etappe 28 Hageseter - Kongsvold - Jeder Tag hat seine eigene Last


Gestern habe ich mich nach der Etappe durch den Matsch ja ganz schön in Rage geschrieben. Das war aber auch wirklich hart. Beim Abendessen haben das meine Mitpilger bestätigt. Die waren genauso bedient wie ich. Aber das Problem mit den Schuhen konnte ja tatsächlich gelöst werden. Das ist wirklich ein Geschenk! Heute gegen 11.30 Uhr habe ich den schuhtechnischen Paradigmenwechsel vollzogen.

Von Meindl zu Lowa und von Goretex zu Leder. Bin gespannt, wer dann gefühlt am Ende das Rennen macht. Naja, im Grunde ist Meindl ja schon aus dem Rennen. 

Nochmal ganz herzlichen Dank allen, die dazu beigetragen haben. Wozu doch die sozialen Netzwerke manchmal gut sind! Dank Thomas, Facebook und Markus stiefelte ich also gegen halb 12 los gen Kongsvold. 16 Kilometer gut sollten es werden. Meine Mitpilger waren zu dem Zeitpunkt im wahrsten Sinne über alle Berge verschwunden. 

Meine Karten-App Mapy.cz - eine tchechische App mit ganz tollen Features - zeigte neben dem matschigen Pilgerpfad noch einen Radweg, der zur Eysteinkirche führte bzw. nach Hjerkinn. In die Richtung wollte ich und wo Räder fahren,  sollten doch auch ein Pilger klarkommen. Tatsächlich handelte es sich um einen asphaltierten Weg. Den lief ich und das bei herrlichstem Sonnenschein. Ging also schon ganz gut los, der Tag!


Als ich an der Eysteinkirche ankam, fing es an zu nieseln, hörte dann aber auf, als ich nach einem Weilchen den Innehaltens und der Eintragung ins Pilgerbuch weiterlief. 


Nun waren mal wieder Höhenmeter angesagt. Nicht gerade meine Lieblingsdisziplin.

Die neuen Schuhe fühlten sich im Vergleich ein bisschen schwer und steif an, aber der Grip war in dem feuchten und rutschigen Geläuf wesentlich besser. Einen guten Kilometer ging es steil hinauf und dann wurde der Weg breiter und weniger steil. 


Die Sonne kam wieder heraus und jetzt begann der Olavsweg sich mit mir zu versöhnen. Wunderbare Blicke in die Landschaft gab es, egal in welche Richtung man schaute. Ich konnte mich nicht satt sehen. Das Fjell ist einfach schön und zu den vielen Grüntönen gesellt sich jetzt der Farbton der Heide, die jetzt auch zu Blühen beginnt. Der Weg war trocken und gut zu laufen. Eine friedliche Ruhe erfüllt den Wanderer. Einfach nur schön!

Auf der Hjerkinnhöhe in über 1000 Metern, begrüßte mich der nächste Meilenstein, 208 Kilometer Til Nidaros. Jetzt wird es langsam aber sicher überschaubar. Ein paar Fotos schoss ich noch in alle Richtungen. Da waren doch schon wieder dicke Wolken im Anzug...

Deshalb ging es ohne lange Pause auf der anderen Seite des Berggipfels nach unten. Dort begegnete ich einer netten fünfköpfigen französischen Familie und wir kamen ins Gespräch über den Olavsweg und das Pilgern. Ich durfte noch ein Familienfoto fürs Album schießen und dann ging es weiter den Berg hinab bis zur E6. 

Als ich dort ankam, hatte sich mittlerweile der erst leichte Regen doch in Richtung Wolkenbruch entwickelt. Alles, was nicht unterhalb der Regenjacke seinen Platz hatte, war klitschnass.

Laut Karte wären jetzt nach der Überquerung des Flusses Driva, die kaum trockenen Fußes möglich war, nochmal zwei Kilometer steil bergauf und danach zwei genauso steil bergab dran. Und das bei dem Wetter, nein, das wollten ich heute nicht! An der E6 entlang zu laufen war auch keine Option.

Also hielt ich kurzentschlossen meine Hand rauss und das dritte Auto hielt sofort und der junge Finne brachte mich mit seinen beiden Hunden im Auto die 4 Kilometer die Straße hinab zur Kongsvold Fjellstue. Das ist eines der fünf besten Hotels und Restaurants in Norwegen. Für 120 Euro könnte ich da heute Abend sternemäßig speisen. Frühstück kostet nur 18,50 Euro. Na das lassen wir mal. Ich hab ja noch einiges übrig vom Lunchpaket heute und für abends auch noch was im Rucksack! 

Morgen werde ich, da die Wettervorhersage ähnlich unstetes Wetter wie heute vorhersagt, mit der Bahn nach Oppdal fahren und noch ein Stück laufen. Mit dem Fjell und mir, das wird in diesem Sommer nichts mehr so richtig.

Wenn mein Plan klappt, kann ich es zum 5.8. bis nach Trondheim schaffen. Dann kann ich am 6. mit dem Gottesdienst im Nidarosdom auch einen schönen Abschluss finden. 

Die eigentliche Tagesaufgabe ist aber erfüllt. Meine "neuen" Wanderschuhe sitzen noch nicht so richtig am Fuß, aber das wird sich noch entwickeln. Dicht sind sie jedenfalls locker geblieben. Die alten schleppe ich jetzt noch mit bis Trondheim. Vielleicht ziehe ich sie auch nochmal an😉. 

Das Zugticket ist gebucht und ich freue mich nun auf den Endspurt 👍😁


Kommentare

  1. Hört sich schon viel besser an! Fein, dass du das Tief so meisterhaft überwunden hast. Viele Grüße von Anne

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  2. Alfons und Michaela29. Juli 2023 um 00:21

    Ach lieber Martin, du bist schon besser drauf das ist schön. Auch wir lesen Deinen Blog regelmäßig.
    Aber noch mal zurück. Du wirst echt hart geprüft, aber so ist das Leben, es ist leider nicht immer belgleitet von Sonnenschein, was Dir als Pfarrer nur bestens bekannt ist. Das schaffst Du und mit dem richtigen Glauben kannst Du dann bestärkt darin sein wozu man alles fähig ist. Schön das es da immer die richtigen Menschen auf Deinem Weg gibt, die Dir so schnell zur Seite stehen, Dir die Daumen drücken, an Dich denken und mit fiebern. Mit den neuen Schuhen geht es dann nochmal besser voran. Wir finden auch bis jetzt haben die alten Schuhe Dich auf Deinem "steinigen" Weg gut begleitet. Ihr habt gemeinsam schon viel gemeistert, also nicht verzweifeln.
    Und heute hat es sich ja schon wieder besser angehört.
    Auch wir sind in Gedanken bei Dir. Du hast einen ganz heißen Draht :-) und wirst nicht alleingelassen, dafür gibt Er Dir immer die richtigen Menschen an Deine Seite, da ist das Wetter nicht ganz so wichtig. Sei herzlich gegrüßt Alfons und Michaela
    Danke das wir dabei sein dürfen.

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