Sabbatzeit - was ist das eigentlich?
Wie funktioniert das eigentlich, mit solch einer Sabbatzeit im Pfarramt? Seit einigen Jahren gibt es für uns als Pfarrerinnen und Pfarrer die Möglichkeit, ein sogenanntes "Kontaktsemester" - so ist die offizielle Bezeichnung in unserer Landeskirche, der EKM für die Sabbatzeit - zu nehmen. Ich bin meiner Kirche dafür sehr dankbar, dass sie mir nun ein zweites Mal diese Möglichkeit gibt.
Dankbar bin ich aber vor Allem auch meiner Frau, die mich bei diesem Projekt von Anfang an unterstützt hat und mich immer wieder ermutigt hat, diesen Weg zu gehen.
Vor 16 Jahren habe ich schon einmal eine solche Zäsur erlebt, damals allerdings eher unfreiwillig wegen einer Burnouterkrankung. Um zu Gesunden an Leib und Seele war ich für ein Vierteljahr im Kloster Münsterschwarzach im schönen Frankenland und hatte dort eine für mich sehr wichtige Zeit. Dabei bin ich Pater Anselm Grün, seinen Mönchsbrüdern und anderen Mitarbeitern des Recollectiohauses oft begegnet, die mich für meine weitere Arbeit und mein weiteres Leben damals sehr inspiriert haben.
Für ein Kontaktsemester gibt es im Prinzip zwei mögliche Ausrichtungen. Zum einen gibt es die Möglichkeit, sich in dieser Zeit in einer der Universitäten und Hochschulen einzuschreiben und am Vorlesungs- und Seminarbetrieb teilzunehmen, eine Arbeit zu schreiben oder sich irgendwie anders theologisch weiterzubilden, Dinge zu reflektieren und auf diesem Weg neuen Input zu bekommen für die eigene Arbeit.
Der zweite möglich Weg ist der Weg der Kontemplation, der Weg nach innen sozusagen. Da geht es um psychische Gesundung, Meditation, Reflektion und um das Kraft schöpfen bei Bewegung in der Natur. Diesen zweiten Weg möchte ich mit meiner Sabbatzeit verfolgen. Ich möchte körperlich fitter werden, Ballast auch im wahrsten Sinne des Wortes abwerfen, aber mir ist auch der Weg nach innen wichtig.
Eine Pilgerwanderung wirft dich auf dich selbst zurück, vereinfacht das Leben, was im Prinzip nur noch aus Laufen, Ernährung und Schlafen besteht. Und natürlich aus den Begegnungen mit den Menschen, die dir auf diesen Weg gestellt werden. Dabei gibt es unendlich viel Zeit dazu, die Gedanken laufen zu lassen und auch mit Gott ins Gespräch zu kommen.
Es gibt gewiß auch in meinem Leben manches, was ich verdrängt habe, was sich vielleicht auf diesem Weg noch einmal an die Oberfläche drängt und bearbeitet werden möchte. Erfahrungen von Trauer und Kränkung beispielsweise. Es geht also in diesen Wochen nicht nur um die 643 Kilometer unter den Fußsohlen, die das Ganze hoffentlich ohne große Blessuren überstehen, sondern auch um den Weg nach innen. Um die Frage, wie geht es in unserem Leben weiter? Was ist Gottes Plan mit mir? Nur noch wenige Jahre bleiben im Beruf, was kommt danach? Also da wird neben dem Reisegepäck in Form von Schlafsack und Klamotten noch so manches andere auf meinen Schultern mitwandern. Ich bin gespannt...
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